Familienbesuch am Keltengehöft

Von Krumbach kommend wollte ich mal schauen, wie es dem Keltengarten geht. Nun, es geht ihm gut. Aber als ich diese drei hier beim Picknick sah, musste ich sie erst ansprechen. Ein Ehepaar aus Eschwege und die Schwester des Ehemannes auf Stippvisite bei Verwandten in Dutenhofen. Geplant war die Besichtigung von Burg Gleiberg. Doch nach etlichen Touren auf dem Gießener Ring, bedingt durch die vielen Straßensperren, wurde auf dem Navi das Keltengehöft aufgezeigt – und so fuhr man dorthin und landete in Biebertal. Tisch und Bank sind mir früher noch nie aufgefallen, aber eine schöne Sache. Ich traf die drei um 13.30 Uhr, da waren sie schon seit 4 Stunden unterwegs und stärkten sich, bevor sie die Gegend erkunden und auch auf unseren Hausberg wandern wollten. Zum Glück konnte ich mittlerweile auch als ehemals Ortsfremde viele ihrer Fragen beantworten. Zum Beispiel wollten sie etwas über Bubenrod wissen. Zum Speisen in einer der Biebertaler Gaststätten waren sie nach der reichhaltigen Mahlzeit nicht mehr zu bewegen.

Fotos Ev. Renell

Der Kräutergarten beim Keltengehöft

Der Kräutergarten wurde 2010 von den Damen Katrin Eggert-Schulze (verstorben), Inge Schmidt und Dr. Jutta Failing angelegt. Er zeigt rund 40 verschiedene Arten, die man zur Keltenzeit bereits kannte und sammelte. Als Garten hat er vor 2000 Jahren nicht existiert.
Im Bild ist vorne blühendes Mädesüß zu sehen. Diese Pflanze kommt an den meisten Bachufern und Feuchtwiesen in Biebertal vor. Sie gehört zu den Rosengewächsen und wird wie die ganze Familie gerne von Insekten besucht.

Das Mädesüß (Filipendula ulmaria) hat den Namen vermutlich von dem süßen Geruch, der sich beim Mähen entfaltete (In England meadow sweet). Man nutzte die Pflanze vor allem als Heilmittel, denn sie enthält eine Vorform der Acetylsalicysäure, die der Bestandteil von Aspirin und vieler anderer Schmerzmittel ist. Sie hilft gegen Fieber und Entzündungen, als Tee auch gegen Durchfall. Wir haben heute wirkungsvollere Mittel; zur Keltenzeit muss Mädesüß aber eine große Bedeutung gehabt haben. Wahrscheinlich nutzte man sie deshalb auch zur Abwehr von Geistern.

Gemeiner Lein (Linum usitatissimum)
Blühender Lein (Flachs)
Reife Samenkapseln

Leinanbau (Linum usitatissimum) ist auf dem schlechten Boden und relativ schattigen Standort nicht besonders erfolgreich. Auch diese Pflanze stellt im Kräutergarten nur ein Beispiel dar. Man kann jedoch davon ausgehen, dass sie im Bereich der Gemarkung bis in den Vogelsberg hinein angebaut wurde. Zum einen als wertvolle Ölpflanze (siehe oben), zum anderen als wichtigste einheimische Faserpflanze. Sie kam ursprünglich aus Mesopotamien, wurde aber schon vor 6-7000 Jahren nach Mitteleuropa gebracht. Derzeit stehen auf den Feldern von Bubenrod 3 ha Saatlein kurz vor der Reife.

Fotos: Eveline Renell (1), wikipedia (2+3)